Sie ist mehr als 2,50 Meter groß, wird jedes Jahr dicker und zieht doch noch immer die Blicke der Passanten auf sich: Die Litfaßsäule!
Der Auslöser für die Erfindung der Litfaßsäule war der Wunsch nach Ordnung: Ernst Litfaß, geboren am 11. Februar 1816, ärgerte sich so über den Wildwuchs an Zetteln und Postern in Berlin, dass er am 1. Juli 1855 eine "Annonciersäule" aufstellte. Wenig später klebten Tanzlokale, Weinstuben und Theater ihre Aushänge ordentlich an die Säulen statt an Bäume und Hauswände. Nach dem Tod des Buchdruckers 1874 wurden sie in ganz Deutschland aufgestellt.
Trotz des Zuwachses an digitalen Werbeformen soll es heute hierzulande immer noch 67.000 Litfaßsäulen geben. In Offenbach stehen noch rund 90 Säulen.
Die Säulen werden durch die Plakatschichten über die Jahre immer dicker. Daher müssen sie auch immer wieder mal "geschält" werden. Da der Mantel aus Schichtungen von hunderte Lagen Plakatpapier und Kleister so stabil und steinhart geworden ist, gelingt das meist nur mit einer Kettensäge oder Flex, mit der der Mantel von oben bis unten durchgeschnitten wird.
Der Prozess des Schälens ist sehr beeindruckend, da alte Plakatfragmente
freigelegt werden, die oft jahrelang unter Schichten von neuen Plakaten versteckt waren. Einige dieser Fragmente können sehr alt sein und auf Werbekampagnen aus vergangenen Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten zurückgehen. Auf diese Weise bieten sie nicht nur einen einzigartigen Einblick in die Geschichte der Werbung und des Designs, sondern auch in die Geschichte unserer Städte und
Gesellschaften. Die Litfaßsäule, ein Werbeträger und historisches Artefakt!